N A B U
  
  
Einheimische Orchideen
(Vorkommen im Groß-Umstädter Raum nachgewiesen)

Bocks-Riemenzunge (Hamantoglossum hircinum)

Beschreibung:

Bodenständige Rosette, die zur Blüte oft schon vergeht. Sehr kräftige Pflanze, nicht selten über 1/2 m hoch. Blüten mit über 5 cm langem Mittellappen der Lippe, Sporn nur sehr kurz, Blüten grünlich-bräunlich gefärbt.

Verbreitung:

Überwiegend in den wärmeren Gefilden im Südwesten Deutschlands vorkommend, strahlt sie nach Norden bis Südniedersachsen aus.


Gefährdung:

Art der extensiven Wiesen, der buschigen Halbtrockenrasen auf Kalk. Gerade solche Biotope bedürfen des besonderen Schutzes.

Bemerkungen:

Im Rahmen der aktuellen klimatischen Erwärmung breitet sie sich zunehmend nach Norden aus. Mittlerweile gibt es in den nördlichen Vorkommen schon recht große Populationen. 2005 erstmals mit 2 Exemplaren im Umstädter Raum nachgewiesen.

Breitblättrige Stendelwurz (Epipactis helleborine)

Beschreibung:

Kräftige Stendelwurz, bis weit über 1 m hoch, Stengel kahl, Stengelblätter breit oval, unten am Stengel angeordnet, Blüten in den Achseln kleiner, lanzettlicher Tragblätter. Blüten meist weißlich grün mit rötlichem Anflug auf Lippe, allogam, d.h. mit funktionierender Klebdrüse, Epichil herzförmig mit nach hinten geschlagener Spitze, an der Basis mit dunkler gefärbter Schwiele.
 
Verbreitung:
Waldart, wo sie an lichten Stellen z.B. am Waldrand vorkommt. Durch Rehverbiss kommt oft nur ein kleiner Prozentsatz noch zur Blüte. Vom Untergrund her relativ anspruchslos, auch auf saurem Grund. Eine der häufigsten Arten.

Gefährdung:

Keine relevante Gefährdung bekannt, sie ist nicht selten auch in Parks und auf Friedhöfen zu finden.

Bemerkungen:

Auffällig sind eine ganze Reihe auffälliger Wuchsformen, die an extremen Wuchsorten auftreten. Auf Bleihalden und auch auf Untergründen, die durch verschiedene Chemiebelastungen beeinträchtigt werden, treten Habitus oder auch Blütenstruktur betreffende Monstrositäten auf.
Um eine ökologische definierte Sippe scheint es sich bei der nachstehend gezeigten subsp. distans (C. Arvet-Touvet) Engel & Quentin zu handeln, die früher und insbesondere in trocken-warmen Arealen wächst.

Breitblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza majalis)

Beschreibung:

Breite, schwarzgrün gefleckte, am Stengel verteilte Blätter. Stengel dick, hohl. Blüten in allen Teilen intensiv rot, auf hellerem Zentrum der Lippe dunkelrote Schleifenzeichnung. Sporn dick, abwärts gerichtet.

Verbreitung:
Die Karte weist immer noch aus, daß sie kaum einem Gebiet fehlt. Trotzdem sind durch Änderung der Biotope zahlreiche Vorkommen erloschen, häufig bestehen nur noch kleine Restpopulationen. Eigentlich ist sie eine typische Pflanze feuchter Fettwiesen, die aber mit der heute üblichen extremen Eutrophisierung verschwindet.

Gefährdung:

Obwohl immer noch häufig, bedürfen die noch vorhandenen Biotope Schutz besonders durch Minderung des Düngereintrags.

Bemerkungen:

Die Art, die aktuell dem stärksten Schwund unterliegt - wir haben es in der Hand, ob wir sie erhalten können.

Geflecktes Knabenkraut (Dactylorhiza maculata)

Beschreibung:
Stark gefleckte Blätter am Stengel verteilt, meist unten etwas gehäuft. Form schmal oval. Blütengrundfarbe weiß bis rosa, Lippe in der Regel mit rotvioletter Linienzeichnung. Helm aus mittlerem Sepalum und Petalen, seitliche Sepalen stehen zur Seite ab. Sporn etwa so lang wie der Fruchtknoten, dünn, abwärts gebogen.
 
Verbreitung:
Eine der häufigsten Dactylorhiza-Arten. Vor Allem in den Mittelgebirgen annähernd flächendeckend verbreitet. Die Gebiete ohne Nachweis eines Vorkommens dürften zumindest teilweise einfach Kartierungslücken darstellen.

Gefährdung:

Eine besondere Gefährdung besteht nicht zumindest in den Mittelgebirgen nicht. Die Vorkommen im norddeutschen Tiefland sind durch Verlust ihrer Biotope aber stark geschwunden. Ebenso sind Randsippen wie z.B. var. psychrophila in ihrem kleinen Verbreitungsgebiet selten und sollten speziell geschützt werden.

Bemerkungen:

Die große Varianz der Art hat zur Beschreibung zahlreicher Unterarten und Varianten geführt.

Großes Zweiblatt (Listera ovata)

Beschreibung:

Kräftige Pflanzen, bis 50 cm hoch. Am behaarten Stengel, etwas oberhalb des Bodens 2 ovale Blätter. In lockerer Ähre zahlreiche grüne Blüten.
 

Verbreitung:

Wenig anspruchsvoll, auf saurem und basischem Untergrund. In Deutschland eine der häufigsten Orchideen, nur im norddeutschen Flachland seltener.


Gefährdung:

Keine Gefährdung.

Bemerkungen:

Interessant ist die Tatsache, daß die spornlosen Blüten am Grund der Lippe Nektar produzieren, der als glänzende Spur die Lippe hinunter läuft. Er lockt verschiedene Insekten an, die beim Aufnehmen des Nektars auch Pollinien übertragen bekommen und dadurch eine Fremdbestäubung vollziehen können.

Helmknabenkraut (Orchis militaris)

Beschreibung:

Kräftige, bodenständige Rosette aus grün glänzenden Blättern. Am Stengel endständige, +/- dichte Ähre aus vielen Blüten. Helmbildende Kronblätter innen rotviolett gestreift, Lippe mit Büscheln rotvioletter Haare, Zipfel der Lippe rosaviolett. Sporn etwa 1/2 so lang wie der Fruchtknoten.
 
Verbreitung:
Häufig in Süddeutschland, nach Norden hin immer seltener werdend, auch hier in den Wärmeinseln aber noch große Bestände bildend. Sie erreicht so das südliche Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Weiter östlich, isoliert von den übrigen Vorkommen gibt es ein weiteres Vorkommen, für das einige morphologische Besonderheiten gezeigt werden konnten (Hamel).

Gefährdung:

Art extensiver Wiesenareale, weniger des typischen Halbtrockenrasens, den sie aber in buschigen Bereichen auch besiedelt. Eine spezifische Gefährdung besteht nicht.

Bemerkungen:

Besonders attraktiv sind Hybriden mit Orchis anthropophora, an vielen Fundorten in Deutschland zu finden, da von sogenannten "Naturfreunden" gemacht.

Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopsea)

Beschreibung:

Bodenständig Rosette aus schmalen, lanzettlichen Blättern. Kräftige Pflanze, besonders große und dichtblütige Exemplare werden als var. densiflora bezeichnet. Mittleres Sepalum und Petala bilden einen kleinen Helm, die seitlichen Sepalen stehen zur Seite ab. Lippe 3-lappig, am Grund mit langem, nach unten gebogenem dünnem Sporn. Blütenfarbe rosa, manchmal weiß.
 
Verbreitung:
Weit verbreitet auf basischem Untergrund. Sie besiedelt neben Halbtrockenrasen auch Kiefernwälder, daneben auch moorige Wiesen.


Gefährdung:

Es besteht keine akute Gefährdung, in den Kalkgebieten eine der häufigsten Arten.

Bemerkungen:

Die var. densiflora tritt zerstreut immer wieder in Populationen der normalen Pflanzen auf. Immerhin ist bemerkenswert, daß nach Bateman et. al. eine nachweisbare genetische Differenz vorhanden ist.

Nestwurz (Neottia nidus-avis)

Beschreibung:

Ganze Pflanze gelblich braun. Kräftige, robuste Pflanze bis 40 cm hoch, völlig ohne grüne Blätter, der Stengel trägt unten hell bräunliche Schuppenblätter. Dichtblütige Ähre, Nektarbildung am Lippengrund.

Verbreitung:
Wenig anspruchsvoll, auf basischem Untergrund. Im norddeutschen Flachland seltener, sonst eine der häufigsten Orchideen.


Gefährdung:

Keine besondere Gefährdung, kommt in potentiellen Biotopen häufig vor.

Bemerkungen:

Es gibt eine Reihe Varianten. Die Varianz kann die Blütenfarbe betreffen, die schneeweiß oder auch hell schwefelgelb sein kann. Sonnig stehende Pflanzen zeigen eine Vergrünung, offenkundig ist die Fähigkeit zur Chlorophyllbildung noch nicht ganz verloren gegangen. Annähernd 100 % Fruchtansatz, fremdbestäubt z.B. durch Ameisen, die den Nektar am Lippengrund aufnehmen.

Waldhyazinthe (Platanthera bifolia)

Beschreibung:

Bodenständig 2 schmal-ovale Blätter, am Stengel nur noch Hochblätter. Blüten weiß, Helm aus mittlerem Sepalum und den Petala. Seitliche Sepalen zur Seite ausgebreitet abstehend. Lippe schmal, am Grund mit mehrere Zentimeter langem, nektarführendem Sporn. In sehr nährstoffarmen Regionen gibt es eine kleinwüchsige Variante, einen Ökotypus, die als subsp. gracilis beschrieben wurde.
 
Verbreitung:
Weit verbreitet, da sowohl auf saurem als auch auf basischem Untergrund wachsend. Die grazile Abart kommt sporadisch im übrigen Verbreitungsgebiet vor.


Gefährdung:

Solange sich der Lebensraum nicht ändert, ist sie nicht gefährdet. Allerdings sind Lebensräume wie montane Wiesen mittlerweile selten geworden.

Bemerkungen:

Häufig sind Hybriden mit Platanthera chlorantha.

Weißes (bleiches) Waldvöglein (Cephalanthera damasonium)

Beschreibung:

Aus einem tief unterirdisch wachsenden Rhizom treiben im Frühjahr häufig mehrere Triebe, die bis in den Blütenstand hinein beblättert sind, die obersten kleiner als Hochblätter ausgebildet, in deren Achseln die weißen bis rahmgelben Blüten stehen, die sich meist nur wenig öffnen. Die Lippe ist nach vorn intensiv gelb, trägt zusätzlich einige gelbe Längsschwielen.
 
Verbreitung:

Häufige Art der Kalkbuchenwälder, wo sie an lichteren Stellen häufig vorkommt. Die Verbreitungskarte weist aus, daß sie hier praktisch alle Gebiete besiedelt, die den entsprechenden Untergrund bieten. Besonders in relativen Jungbeständen gibt es manchmal Massenvorkommen.

Gefährdung:

Eine besondere Gefährdung besteht sicher nicht, da entsprechende Biotope zahlreich vorhanden sind. Entsprechend ist auch in der Verbreitungskarte kein Rückgang erkenntlich.

Bemerkungen:

Vermutlich durch eine starke Bindung an Bodenpilze ist es dieser Art möglich, auch als chlorotisches, blattgrünfreies Exemplar zu existieren, so dass man solche Pflanzen relativ häufig finden kann.

 

Quelle:
www.orchideen-kartierung.de

Seitenanfang